20090718

UNIVERSIDAD DE CAMBRIDGE, ENGLAND.
PROF. DR. GUIDO RINGS, FACHBEREICH für LATEINAMERIKANISCHE LITERATUR

Eine unbeachtete Rückschau auf 500 Jahre Conquista

Interview von Guido Rings mit dem argentinischen Schriftsteller Lidio Mosca-Bustamante.
(15. September 2000)

Lidio Mosca-Bustamante wurde 1947 in Santiago del Estero (Argentinien) geboren, studierte Medizin und spezialisierte sich nach seinem Doktorat auf Radiologie. In Spanien und Lateinamerika kennt man ihn als Autor verschiedener Bücher und Artikel über Radiologie, aber auch als Verfasser von Erzählungen und Romanen. Augrund seiner politischen Aktivitäten gegen die argentinische Militärdiktatur der siebziger Jahre wurde er inhaftiert, gefoltert und 1975 zur Emigration gezwungen. In Argentinien, im Besonderen aber im österreichischen Exil, schrieb er Erzählungen, Romane, Gedichte und Aufsätze, in denen er verschiedene Schlüsselperioden der Geschichte Lateinamerikas behandelte. Seine bekanntesten Werke sind „Die Rechtfertigung“ (1981), „Blumen für Agustina“ (1991), die Gedichtsammlungen „Wie soll ich sagen, dass du nicht existierst?“, „Fremde Stimmen“ und andere, die 1994 bei Bordes und Brújula erschienen. Die Erzählung „Der sprechende Papagei“ wurde 1996 im Kulturteil „Armario“ der Zeitschrift „Uno“ in Mexico City publiziert. Die kurzen Erzählungen „Der imaginäre Mensch“, „Der unglückliche Mensch“ und „Die Reenkarnation“ erschienen 1992 in der Zeitschrift „Colibri“ und die Kurzgeschichte „Follow me“ 1971 in der Zeitschrift „Fuentes“. Der Roman „Das Zeichen im Sand“ wurde 1995 veröffentlicht.

G. RINGS: Herr Mosca, Sie sind Argentinier, haben aber den Großteil Ihres Lebens als exilierter Schriftsteller in Österreich verbracht. Schon 1974 wurden im argentinischen Radio und Fernsehen jene Erzählungen gesendet, für die Sie den berühmten Leopoldo Lugones-Preis erhielten. In Österreich publizierten Sie dann die Sammlung von Erzählungen „Die Rechtfertigung“, den Roman „Blumen für Agustina“, verschiedene Gedichte und schließlich Ihren Roman „Das Zeichen im Sand“. Der Großteil Ihrer Werke wurde ins Deutsche übersetzt und hat sowohl von der argentinischen als auch von der österreichischen Presse sehr gute Kritiken erhalten. Dennoch blieb Ihr Werk bis jetzt von den wichtigen Fachzeitschriften so gut wie unbeachtet. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

L. MOSCA: Ich selbst habe keine zufriedenstellende Erklärung dafür, aber eine, die mich tröstet: Es ist hinlänglich bekannt, welch mühseliges Unterfangen es ist, einen renommierten Verlag mit einem guten Vertrieb zu finden. Bis jetzt war ich ziemlich isoliert, denn auf der einen Seite habe ich als Arzt gearbeitet, und erst jetzt, da ich wegen der komplizierten Verletzung einer Nervenwurzel im Lendenbereich pensioniert worden bin, widme ich mich hauptsächlich dem Schreiben.

Die Kanonisierung der Schriftsteller beruht auf vielen Faktoren, auf die ich gar nicht alle eingehen kann. Es ist aber eine Tatsache, dass man Geduld haben muss. Man muss bedenken, dass die Kanonisierung der spät oder „post mortem“ entdeckten Autoren sehr viel größer ist als die jener, die zu Lebzeiten berühmt waren. Erstere werden in der Tat zu Mythen und vielleicht macht man auf diese Weise gut, dass man sie nicht rechtzeitig erkannt hat. Was würden wir nicht dafür geben, die Möglichkeit zu haben, einen von ihnen zu interviewen, um zu erfahren, was er über dies oder jenes dachte? Dass F. Kafka und J. A. Rimbaud zu Lebzeiten nicht bekannt waren, sagt viel aus: Ersterer ist immerhin der bedeutendste Prosa-Schriftsteller und Letzterer der wichtigste Lyriker des 20. Jahrhunderts. Ein weiterer möglicher Faktor ist, dass meine literarische Sprache vielleicht nicht der Zeit entspricht und ich zu jenen gehöre, die erst noch entdeckt werden müssen. Möglicherweise gehöre ich dem sogenannten „Untergrund“ an. Auf jeden Fall fühle ich mich mit mir im Einklang. Ich weiß, dass ich viel zu sagen habe und durch meine medizinische, humanistische und nicht zuletzt sinologische Bildung verfüge ich über einen Kraftquell, der in sich selbst ruht. Und dieser Kraftquell ist in ständiger Bewegung, wie schon Heraklit sagte.

G. RINGS: In den vergangenen Jahren, besonders aber in Ihrem letzten Roman „Das Zeichen im Sand“ haben Sie Ihr Interesse für die Eroberung Lateinamerikas bekundet. Warum? Was ist Ihre Meinung zu den offiziellen Gedächtnisfeiern anlässlich des 500 Jahr-Jubiläums?

L. MOSCA: Man hat lautstark eine historische Tatsache gefeiert, welche zur Ausweitung und Bereicherung eines Kontinents und zur Ausbeutung und Verarmung eines anderen geführt hat. Ich glaube, anstelle von Feiern wäre ein Akt der inneren Einkehr angebracht. Nach 500 Jahren ist es an der Zeit, deutlich die Vor- und Nachteile aufzuzeigen, die sich aus dem 12. Oktober 1492 ergeben haben. Wir beklagen uns darüber, dass die Bibliothek von Alexandria auf Befehl des Kalifen Omar im siebten Jahrhundert nach Christus verbrannt wurde, erwähnen aber nicht einmal tausende von Maya-Schriften, die den Flammen der koIonialen Inquisition zum Opfer gefallen sind. Tragisch daran ist, dass man erst kürzlich entdeckt hat, dass es sich bei den Zeichen der Mayas tatsächlich um Texte in einer eigenen Sprache handelt und dass auf den Mauern und Treppen der Tempel teilweise oder zur Gänze ihre Geschichte geschrieben steht.

Einer der Gründe, warum ein Schriftsteller schreibt, ist, dass er sich anderen mitteilen will. Der Erzähler hat das Verlangen, seine Meinung zum großen Weltgeschehen kund zu tun. Häufig hört man den Vorwurf, viele Schriftsteller seien Pessimisten. Ich aber sage: Mit welchem Recht verlangt man, Schriftsteller sollen Optimisten sein in einer Welt, in der alle sechs Monate ein kriegerischer Konflikt solchen Ausmaßes auftritt, dass die Zeitungen versichern, es könne sich dabei um den Beginn des 3. Weltkrieges handeln?

Der Schriftsteller erzählt, weil er seinen Standpunkt darlegen will. Diese Intention, sich selbst und seiner Umwelt gegenüber seine Meinung zum Ausdruck zu bringen, ist nichts anderes als eine Rechtfertigung des eigenen Standpunkts. Im Fall der Ex-Kolonien verhält es sich so, dass die postkolonialen Territorien wirtschaftlich weiterhin abhängig sind, dass die kulturelle Abhängigkeit von einem bestimmten historischen Moment an jedoch aufhört. Auf dem Gebiet der Kultur tritt eine Unabhängigkeitsbewegung auf den Plan. Im speziellen Fall Lateinamerikas, das große wirtschaftlich schutzlose Gebiete aufweist, übernimmt die andersartige Kultur die historische Verantwortung, um mit Hilfe einer eigenen Literatur, einer eigenen Musik und eigenen Tänzen ihr Anderssein zu zeigen und unter Beweis zu stellen. Diese neue Art, Noten zu setzen und Geschichten zu erzählen, ist der Beweis der eigenen Identität. Und diese Tatsache widerspricht der landläufigen Meinung der Kolonisatoren, die postkolonialen Länder könnten sich nicht selbst verwalten, da dort in gewisser Hinsicht ein Chaos herrsche. Dieses Chaos ist die Folge der kolonialen Verwüstung und ebendiesem Chaos entnimmt der postkoloniale Künstler das Material für sein Werk. In den letzten 15 Jahren scheint die wirtschaftliche Abhängigkeit absolut und definitiv zu sein. Die Völker der Dritten Welt haben all ihre Hoffnung verloren, aber niemand wagt das laut zu sagen. Auf dem Gebiet der Kultur verhält es sich jedoch nicht so. im Fall Argentiniens ist der Tango ein deutliches Beispiel: Es ist mehr als hundert Jahre her, dass diese Musik neben der Folklore das Land prägt, das heißt, er basiert auf einem bestimmten Rhythmus, der eine Art von Identität verleiht. Ebenso ist es mit der Cumbia in Kolumbien und dem Samba in Brasilien.

Der „Quijote“ tritt im 13. Jahrhundert in Erscheinung, „El Cantar del Mío Cid“ im 12. Jahrhundert, einer Epoche, in der sich das Spaniertum gegenüber der arabischen Besetzung im Kampf um die Reconquista zu behaupten suchte. Der Archetyp des Iberischen war gefunden und wurde zum Helden hochstilisiert. War der Quijote eine bloße Erfindung und seine Absicht, den Ritterroman lächerlich zu machen, setzte sich das „Poema del Mío Cid“ zum Ziel, eine wahre Geschichte zu erzählen, die aber durch die Bedürfnisse der Gemeinschaft modifiziert wurde.
„Das Zeichen im Sand“ ist einerseits eine Hommage an den „Martín Fierro“ von José Hernández. Ich wählte den Namen Mariano Cruz, um damit auf den Gefährten Fierros anzuspielen. Der historische Kontext ist real, die Personen sind erfunden, könnten aber existiert haben ... vielleicht hat es sie sogar gegeben und wir wissen es nicht. Oder ich als Autor weiß es und hülle mich in Schweigen. Das einzig Interessante ist die Geschichte und die Innenwelt ihrer Figuren.

Was die Rolle der Frau in Lateinamerika anlangt, halte ich das Werk „Das Fremde, das Eigene, das Andere. Die Inszenierung kultureller und geschlechtlicher Identität in Lateinamerika“ von Prof. Hölz für einen wertvollen Beitrag1. Ich möchte mich auf seine Aussagen stützen, um meine Meinung zu konkretisieren. Prof. Hölz gilt meine Bewunderung. Die Rolle der Frau, wie ich sie verstehe, ist durch die Kolonialmacht zustande gekommen. Das heißt, Spanien brauchte abhängige Kolonien als Mitläufer. Wenn ich es recht verstehe, liegt es auf der Hand, dass die Kolonialherren auf die Passivität ihrer Kolonien angewiesen waren. In den großen Zentren der Karibik und im nördliche Südamerika, wo sich große Kulturen der Gewalt der Eroberer beugen mussten, verhält es sich so. Weiter südlich, im Bereich der Pampa, liegen die Dinge etwas anders. Die Indios jener Gebiete hatten keine hochstehende Kultur zu verlieren. Auf der anderen Seite unterwarfen sie sich weder den Eroberern noch den Weißen, die nach diesen an die Macht kamen. Der Gaucho, eine Zentralfigur und eine Säule des argentinischen Wesens, hält den Kampf mit dem Messer für ein Muss. Er vermeidet Schusswaffen, da sie nicht wirklich „mannhaft“ sind, eine Tatsache, die es in der Karibik nicht gibt, wo es nicht unehrenhaft ist, sich mit dem Revolver zu verteidigen. Identifiziert sich der Mensch der Karibik mimetisch mit dem Hahn, so tut das der Mensch des Südens mit dem Pferd. Und die zentralen Werke der Gaucho-Literatur sind sehr maskulin, so z. B. der „Martín Fierro“ und der „Don Segundo Sombra“. Zweifellos auch der „Facundo Quiroga“ von D. F. Sarmiento, obwohl dieser von der Kritik an der historischen Persönlichkeit geprägt ist.

G. RINGS: Welche Autoren, Philosophen und Essayisten haben Ihnen geholfen, Ihren literarischen Stil zu entwickeln? Und in welche literarische Strömung würden Sie infolgedessen Ihr Werk einordnen?

L. MOSCA: Laotse ist jener Philosoph, der mein Denken am meisten beeinflusst hat, auch Heraklit. Denn alle geistigen Strömungen in Europa stellen ein Kontinuum dar, das seinen Ursprung im Fernen Osten hat. Sie wurden später durch Hegel und sozialpositivistische Philosophen weiterentwickelt. Dazu gehörten auch Marx und Engels. Die Essenz jenes Denkens kam also aus dem Land der Seide und aus Indien. Die europäische Wirtschaftsgläubigkeit fügte ihm die Mathematik hinzu, wonach die Zeit verlangte. Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Schriftsteller meinen Stil beeinflusst haben, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich viele bewundere, so viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Ich begehe dennoch die Torheit, ihnen einige zu nennen. Dazu gehören all jene des sogenannten Lateinamerika-Booms, wie R. Bastos, H. Quiroga, G. Márquez, M. A. Asturias, A. Carpentier, J. Rulfo, C. Alegría, J. Cortázar, E. Sábato, J. Icaza, R. Arlt, O. Girondo und etwas weniger J. L. Borges. Von den Europäern sind es M. Proust, A. Camus, J. P. Sartre, F. Dostojewski, H. Hesse, L. Tolstoi, L. Pirandello, F. Kafka, J. Joyce, O. Wilde, etc.

In einem anderen Bereich sind jene angesiedelt, welche ich die „Chirurgen des Geistes“ nenne, wie z. B. M. L. von Franz und E. Drewermann. Gar nicht zu sprechen von jenen, die die Psychoanalyse groß gemacht haben.

Die von Ihnen erwähnte Definition De Toros über die postkoloniale Literatur1 ist durchaus respektabel und ich stimme damit überein. Der Kolonialismus erhebt Europa zum Zentrum wahrhafter Philosophie und Geographie, aber das ist ein infantiler Mechanismus, denn nahezu alle Kulturen erheben sich selbst zum Zentrum der Welt. Das mag eine mehr oder weniger reale Bedeutung gehabt haben, als Rom noch Rom war und der Rest von Europa – mit Ausnahme Griechenlands – nichts. Natürlich muss man dieses Denken modifizieren. Das Zentrum der Welt ändert sich entsprechend der Zeit und man findet es überall und nirgends. Auch der Kommentar Mignolos2 scheint mir diesbezüglich sehr nützlich zu sein. Die Polarität zwischen Zivilisation und Barbarei war eine Sache der Kolonialzeit, eine andere in der Epoche D. F. Sarmientos und ist heute wieder eine ganz andere. Denn für mich „ist“, um mit J. P. Sartre zu sprechen, „der Mensch, was er tut“. Und der Barbar ist nichts anderes als jemand, der Barbarei praktiziert.

G. RINGS: Was ist Ihrer Meinung nach die Funktion des zeitgenössischen Schriftstellers?

L. MOSCA: Ich bin natürlich mit Carpentier1 der Meinung, dass die Aufgabe der (guten) lateinamerikanischen Literatur in erster Linie darin liegt, „Bestehendes zu verbessern“. Wie könnte es auch anders sein? Der lateinamerikanische Schriftsteller hat den Eindruck, die gravierenden Missstände, denen sich die Bewohner seiner Gebiete gegenübersehen, sind eine Folge des Kolonialismus. Tatsächlich hätte man alles viel besser machen können, aber dort ist durchgehend ein Caudillotum an der Macht geblieben, das mehr dem Ausland als dem Inland verpflichtet ist. Von diesem Standpunkt aus darf man sich den Blick nicht durch eine von der Kolonialherrschaft zerrüttete Vergangenheit trüben lassen und blind gegenüber der Tatsache sein, dass die Korruption hauptsächlich national bedingt ist. Ich glaube, es ist der Zeitpunkt gekommen, sich nicht ablenken zu lassen, die aktuellen Probleme werden sich nur in dem Ausmaß lösen lassen, in dem sich die Einwohner nicht der Korruption unterwerfen.

Die Humanisierung der lateinamerikanischen Gesellschaft tut dringend Not. In Argentinien hat es schon einige Veränderungen in diesem Sinn gegeben. Bedenken wir, dass eine Humanisierung nur dort erreicht werden kann, wo die Bedingungen dafür geschaffen werden.

Natürlich stehen – wie E. Sábato sagt – die Intuition und die Vernunft in Wechselwirkung. Ich persönlich bin mir sicher, dass die Intuition eine bedeutendere Rolle als die Vernunft spielt, wenn der Schriftsteller sich auf die Suche danach begibt, was das kollektive Unbewusste wahrnimmt oder begehrt. Vor dem Wahrnehmen, Fühlen, Vorstellen und Schaffen kommt zuallererst das Träumen. Und auf diesem weiten und tiefen Feld, das der Traum darstellt, beginnen sich die realen Erfahrungen mit den Wünschen, Ängsten und all unseren Gefühlen – einschließlich des Hasses – zu vermischen. Der Traum ist eine Tätigkeit von enormer Schönheit und großer Produktivität. Und das Großartige daran ist, dass wir ihn nicht machen, sondern dass er „sich selbst erschafft“.

Daher muss das Bewusstsein des Schrifttsellers ein anderes sein als das des Politikers. Seine Funktion gleicht der eines Schamanen, denn er spricht mit den Lebenden und den Toten, begräbt den Schmerz und lässt die Geister der Vergangenheit aus der Asche auferstehen. Aus diesem Grund weiß ein Großteil der Masse nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten soll, sie weiß nicht, was sie diesem „Medium“ gegenüber „fühlen soll“, das eine Gratwanderung vollführt und von dem man sagt, dass es in seinem Zylinder Geschichten hat, die sehr angenehm zu hören sind, aber auch andere, die viele nicht mehr hören wollen.

G. RINGS: Wenn man ihre argentinische Abstammung bedenkt und Ihren jahrzehntelangen Aufenthalt in Österreich: Betrachten Sie sich als argentinischen, lateinamerikanischen, österreichischen, europäischen, kosmopolitischen Autor oder einfach nur als Schriftsteller?

L. MOSCA: Ich bin ein argentinischer Schriftsteller, der sich aufgrund seines Schicksals auch als Kosmopolit fühlt. Und außerdem kann ich nicht leugnen, dass ich viel von Österreich bekommen habe. Ich glaube, der Mensch urteilt in erster Linie mit dem Gefühl und in diesem Sinn habe ich sehr gute Erfahrungen. Ich muss bedenken, dass Argentinien für mich kein leicht zu ertragendes Land war. Der geistige und physische Schaden, der mir dort zugefügt wurde, ist nicht abzuschätzen, und dennoch liebe ich es (wie es auch der Tango ausdrückt). Argentinien ist für niemanden leicht zu ertragen, für niemanden aus der Mittel- oder Unterschicht. Auf der anderen Seite werde ich in Argentinien als Arzt respektiert. Ich habe dort verschiedene Fachbücher publiziert und das letzte davon erfüllt mich seit etwa 15 Jahren mit Zufriedenheit, denn es hat viele Leser gefunden. Außerdem habe ich drüben hervorragende, lebenslange Freunde.

Aber ich träume von einem Planeten ohne geographische Grenzen, ich würde gerne einen universellen Pass besitzen, vielleicht wird das einmal möglich sein, wenn wir uns von den außerirdischen Nachbarn abgrenzen müssen. Gerade eben habe ich an einem Roamn zu arbeiten begonnen, den man, wenn Sie so wollen, als Science-Fiction bezeichnen kann. Die Hauptfigur reist von Planet zu Planet und verfügt über einen sochen Pass.

G. RINGS: Konzentrieren wir uns auf Ihren letzten Roman „Das Zeichen im Sand“, in dem drei Personen herausragen: Mariano Cruz, Américo Cruz und Dr. Merino. Der Arzt Merino legt gegenüber dem quijotesken Américo Cruz, dem Nachkommen des idealistischen Freiheitskämpfers Mariano Cruz, eine relativ distanzierte Haltung an den Tag. Merino achtet sehr genau darauf, was er tut, er beurteilt die Situationen mit dem Verstand, statt sich vom Gefühl leiten zu lassen wie die beiden Cruz. In welchem Ausmaß gibt es da Ähnlichkeiten zu dem Arzt und Autor Lidio Mosca-Bustamante?

L. MOSCA: Offensichtlich hält sich Merino von Mariano Cruz fern, in Wirklichkeit meidet er jedoch das Abenteuer. Man muss bedenken, dass Merino ein Mann in fortgeschrittenem Alter ist und bereits einen Großteil der Erfahrungen gemacht hat, die einem das Leben bietet ... Die Figuren des Romans sind verschiedene Personen in bestimmten Momenten ihres Lebens. Ich glaube, um Persönlichkeiten zu erschaffen, muss man sich von ihnen lossagen, und ein Teil des schöpferischen Vorgangs ist es, Figuren entstehen zu lassen, die vom Autor unabhängig sind, aber ich glaube nicht, dass ich das in diesem Roman geschafft habe. Merino hat etwas von mir, aber weit weniger, als man beim Lesen des Romans meinen könnte.

G.RINGS: Bei verschiedenen Gelegenheiten betont Dr. Merino seine Geringschätzung des „Durchschnittsmenschen“. So denkt er zum Beispiel, der Durchschnittsmensch sei jener, der schnelle und unverantwortliche Urteile fällt, der Gefühle verletzt und darauf auch noch stolz ist. Ein Durchschnittsmensch zu sein, bedeutet nicht nur, arm an Wissen, sondern auch, arm an Gefühlen zu sein. Später spricht Merino von „Gefühlsanalphabeten“. Diese Gedanken erinnern mich an die Ideen der mexikanischen Athenäumsmitglieder, welche sehr verständlich von Martín Luis Guzmán in „La querella de México“ und „El águila y la serpiente“ reflektiert werden. Ist es möglich, dass diese Strömung Dr. Merino oder den Autor Dr. Mosca-Bustamante beeinflusst hat oder handelt es sich hier um gänzlich verschiedene Entwicklungen der amerikanischen Philosophie?

L. MOSCA: Merinos Haltung gegenüber dem „Durchschnittsmenschen“ rührt möglicherweise von der Angst her, die eine Person vor bestimmten Gruppen von Menschen empfindet, die, wie es in Ihrer Frage zum Ausdruck kommt, dazu fähig sind, Gefühle zu verletzen und dabei noch Glück zu empfinden. Vergessen wir nicht, im Krieg gab es viele Beispiele von Menschen, die einen hohen Bildungsgrad aufwiesen und dennoch nicht zögerten, sich am Leid anderer, das sie ihnen selbst angetan hatten, zu ergötzen. Denn in erster Instanz ist es das Herz, das Gefühl, das sich angesichts des Schmerzes anderer für das Mitleid entscheidet. Und jenen, die nicht mit anderen mitleiden können, fehlt diese Fähigkeit. Das will ich mit dem Ausdruck „Gefühlsanalphabeten“ sagen.

Ich messe dem Instinkt große Bedeutung zu. Wenn es eine Ähnlichkeit zwischen der Figur Merinos und meiner Person gibt, ist das natürlich nicht zufällig. Merino entsagt fast zur Gänze dem Instinkt, er ist ausschließlich rational betont. Ich habe mich diesem zur Erlangung von Wissen nützlichen und lebensnotwendigen Hilfsmittel nie verschlossen. Ich bin davon überzeugt, dass die Gefühlsseite des menschlichen Wesens von gleicher Wichtigkeit oder vielleicht noch wichtiger ist als das kühl berechnende Denken. Ich nutze diese Gelegenheit, Ihnen etwas zu sagen, das für mich von enormer Bedeutung ist: Wenn Descartes sagte „Ich denke, also bin ich“, verspüre ich die Notwendigkeit, hinzuzufügen, dass man seine Existenz zuerst fühlt und sie erst später denkt. Daher müsste meiner Meinung nach die Überlegung lauten: „Ich fühle, also bin ich“. Nicht nur wir Menschen fühlen unsere Existenz, sondern auch die Tiere. Denn würde das Tier seine Existenz nicht empfinden, würde es nicht vor Schmerz und Gefahr fliehen. Sie sehen also, welchen Wert für mich der Begriff „Instinkt“ hat.

Wie ich oben schon sagte, geht der Arzt Merino auf Distanz zu Américo Cruz, in Wirklichkeit aber auf Distanz zum Abenteuer, weil er nicht mehr der Jüngste ist und schon eigene Erfahrungen gesammelt hat. Und was Sábato anlangt, stimme ich natürlich mit seinem Begriff von Instinkt und Vernunft überein. Manchmal sind sie absolut nicht voneinander zu trennen, besonders dann, wenn sie in Wechselwirkung stehen.

G. RINGS: Würden Sie Américo Cruz als einen modernen Don Quijote bezeichnen?

Ja, Américo Cruz ist ein modernenr Quijote. Er ist es in dem Moment, als er alles aufgibt und einer Utopie hinterher jagt, was ein zentrales Motiv des Romans darstellt. Aber er hört auf, es zu sein, wenn er die Realität begreift und in sein Land zurückkehrt, ohne erreicht zu haben, was er sich vorgenommen hat: eine wirtschaftliche Entschädigung Lateinamerikas als Wiedergutmachung für die während der Kolonialzeit erlittenen Schäden. Außerdem muss ich erläutern, dass Merino etwas von Sancho Panza hat, denn er ist ein Mensch, den wir „praktisch“ zu nennen pflegen. In Wirklichkeit ist Sancho Panza ja an den wirtschaftlichen Versprechungen Quijotes interessiert und leistet ihm deswegen Gefolgschaft. Sancho Panza ist von Natur aus so. Aber wir wissen, dass Merino nicht immer so gewesen ist ...

Der Roman wurde 1995 veröffentlicht und drei Jahre später sind verschiedene Interessensgruppen auf die Idee gekommen, man solle sie für die Verluste entschädigen, die sie während des Zweiten Weltkriegs erlitten haben. Der Roman war also doch nicht reine Utopie. Aber ich muss sagen, ich hätte nie gedacht, dass das möglich wäre, das war auch nie die Intention des Romans.

G. RINGS: Das Erscheinen von Mariano Cruz lässt verschiedene Deutungen zu. Aufgrund seines heldenhaften Kampfes und der tiefen Liebe zu seiner Frau scheint er eine zweideutige Persönlichkeit zu sein. Inwieweit sehen Sie ihn als Helden oder Antihelden?

L. MOSCA: Mariano Cruz ist eben wegen seiner Ambiguität kein Held im klassischen Sinn. Das verhält sich so, weil ich eine Figur wollte, für die der Akt des Liebens ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger ist als der des Kämpfens. Der klassische Held ist besessen von der Idee, in der Schlacht zu siegen. Mariano Cruz entspricht zwar diesem Muster und stirbt infolge der Wunden, die man ihm in der Schlacht von Maipú zugefügt hat. Aber er verhält sich nicht eindeutig als Held, weil es ihm schwer fällt, auf die Liebe und das Leben zu verzichten.

Martín Fierro, der sich weigert, gegen die Indios in den Krieg zu ziehen, beklagt sich auch darüber, seine Frau und seine Söhne wegen dieses Krieges verloren zu haben. Ich wollte eine Figur, die schwächer ist als der klassische Held, welcher die Liebe in der Regel nur als Zeitvertreib zwischen zwei Schlachten betrachtet.

G. RINGS: Die kognitive Psychologie C. G. Jungs sowie die Grundideen des Behaviorismus und andere Strömungen haben die Entwicklung und das Zusammenwirken der Figuren in „Das Zeichen im Sand“ beeinflusst. Welche Rolle spielt dabei das Medizinstudium des Autors?

L. MOSCA: Jung leistete einen großen Beitrag zur Beschreibung des kollektiven Unbewussten. Obwohl die Psychoanalyse sich erst spät in der Geschichte der Wissenschaften etabliert hat, revolutionierte sie die menschliche Kultur. Vergessen Sie nicht, dass die Bewegung des Surrealismus eine direkte Folge der Entdeckung des Unbewussten war. Und sie beeinflusst bis heute die Kunst im Allgemeinen. Es ist interessant, dass wir für das Studium und die Behandlung körperlicher Krankheiten sehr alte Methoden anwenden, die Existenz des Unterbewussten aber tausende Jahre nicht bewusst wahrgenommen haben. Ich weiß, dass der Arztberuf stark meine Bildung beeinflusst hat, und ich glaube, das ist ein großer Vorteil. Aber neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen darf man sich den Lehren Chinas und Indiens nicht verschließen, muss dabei jedoch sehr aufmerksam sein, um zu unterscheiden, was von Wert ist und was man außer Acht lassen kann. In fünfzig Jahren wird man vielleicht darauf aufmerksam werden, wie weit die Lehren des Okzidents und Orients auseinanderlagen.

G. RINGS: Die Verwendung des „Du“ als Erzählperspektive ist ein auffallendes Charakteristikum Ihres Romans. Fühlen Sie sich in dieser Hinsicht stark beeinflusst von literarischen Vorbildern wie „La muerte de Artemio Cruz“ von Carlos Fuentes oder „El caldero de oro“ von José María Merino, oder hängt das mehr mit Ihren psychologischen Studien zusammen?

L. MOSCA: Es gibt keine Verbindung zu den zitierten Werken. Es ist so, dass es mir beim Schreiben die für diesen Roman am besten geeignete Form zu sein schien.

G. RINGS: Auf der einen Seite muss man die psychologische Grundlage Ihres Romans in Erwägung ziehen. Sie sagen ja selbst in einem anderen Interview, dass alle Personen in „Das Zeichen im Sand“ fiktiv sind. Auf der anderen Seite kann man nicht leugnen, dass dieser Roman einen essentiellen historischen Hintergrund hat. Cortés und Pizarro treten auf den Plan und die Orte und Vorgänge im Zusammenhang mit der Konquista und den Unabhängigkeitsbewegungen wirken sehr realistisch. Wie würden Sie Ihren Roman bezeichnen: als historischen, psychologischen oder einfach als realistischen Roman?

L. MOSCA: Ich kann sagen, der historische Hintergrund des Romans ist von dem Augenblick an real, in dem wir es zu glauben bereit sind. Obwohl die Geschichte immer zu hinterfragen ist, gehe ich von der Überzeugung aus, dass der Hintergrund real ist. Ich wollte es so, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, in einen realen Hintergrund eine fiktive Handlung mit fiktiven Personen einzubetten. Oder anders gesagt: Wir kennen die historischen Ereignisse und ausgehend davon wollte ich einen spekulativen, fiktiven oder, wenn Sie wollen, „erdichteten“ Roman schreiben.

Nun gut, die reale Vergangenheit verleiht der Erzählung den Charakter des Möglichen, denn wenn das Geschehen der Gegenwart nicht im Widerspruch steht zur historischen Vergangenheit, wenn, was ich erzähle, ein logisches Resultat oder eine mehr oder weniger gültige Fortsetzung derselben ist, zeige ich damit, dass es so gewesen sein könnte. Ich erschaffe eine Welt, die ich mir wünsche, in welcher die Personen nichts anderes tun, als das Schicksal zu erfüllen, das durch jene Vergangenheit weitgehend vorbestimmt ist. Die Fiktion wird ebenfalls mit der Absicht eingeführt, die Geschichte zu entschlüsseln, das Zentrum der Geschichte dort anzusiedeln, wo sie sich ereignet hat (in Lateinamerika), und nicht außerhalb.

Man muss bedenken, dass das, was wir koloniales Denken nennen, auf der Voraussetzung basiert, dass der Kolonialherr die „axis mundi“ in das Zentrum seines Reiches verlegt. In unserem Fall war Spanien nicht nur eine wirtschaftliche Macht, sondern repräsentierte auch zur Gänze die religiöse Kosmogonie des Christentums. Es war „imago mundi“ und unantastbare Ordnung und widmete sich nicht nur der Ausbeutung, sondern auch der Mission des Christentums. Die Religiosität Spaniens fühlte, dass sie eine „Neue Welt“ gründete. Daher musste sie das kulturelle Erbe der Indios zerstören, denn wo bereits eine Welt existiert, kann man keine neue formen. Und um dieses vernichten zu können, war es oberstes Gebot, es für teuflisch zu erklären. Die "Neue Welt“ verspürte dann die Notwendigkeit, sich ihren eigenen Mittelpunkt zu schaffen und aufzuhören, die Peripherie der „Alten Welt“ zu sein. Das alte Zentrum der Kolonialherren konnte die Fragen der neuen Kultur weder verstehen noch lösen. Das war nun nicht mehr die Peripherie, denn wie schon Ortega y Gasset sagte: „Ich bin ich und meine Umwelt“. Das ist ein natürlicher Prozess, die Mehrheit der Kulturen glaubt bzw. ist davon überzeugt, das Zentrum der Welt bilde die Achse der eigenen Existenz. Zwar gibt es noch die Bindung der Kolonien an das Mutterland, aber es ist eine andere.

Sowohl Merino als auch Américo Cruz begehen keinen Verrat an sich selbst und das ist für mich das Wichtigste an der Handlung. Ich glaube, in diesem Roman geschieht sehr vieles und man kann manchmal nicht leicht unterscheiden, was im Vordergrund steht. Aber was die Fiktion angeht, ist mit Sicherheit eines der wichtigsten Kriterien, dass die Hauptfiguren – jede auf ihre Weise – der Korruption aus dem Weg gehen. Américo Cruz kehrt zwar erleuchtet nach Argentinien zurück, was eine Form des Triumphes ist, aber weder er noch Merino begehen Selbstverrat. Das ist vielleicht eine Welt, wie ich sie mir wünsche. Doch obwohl ich sehr daran interessiert bin, psychologisch zu analysieren, was ich lese oder sehe, ziehe ich es vor, dies nicht beim Schreiben zu tun. Ich überlasse es lieber den Kritikern, den Roman stilistisch einzuordnen, so wie sie es für richtig halten. Aber ich bin der Meinung, dass seine Elemente weitgehend mit der Idee übereinstimmen, die Walter bezüglich des „postmodernen Hyperrealismus“1 äußert.

G. RINGS: „Das Zeichen im Sand“ verkündet eine klare Botschaft, welche der Psychiater für Américo Cruz mit den Worten „Das Leben ist dazu da, es zu leben“ zusammenfasst. Es ist nicht dazu da, Ideologien zu entwerfen, und noch weniger dazu, diese Ideologien mit Hilfe von Gewalt, die Leben tötet, zu verbreiten. Dieser Gedanke wird auf die Spitze getrieben, als der Psychiater zugibt, der Umstand, dass die Menschheit ihre Konflikte mit Gewalt löst, sei ein „Zeichen von Unreife“. Aber bedeutet all das nicht, dass sich die Konquista auf demselben unreifen (oder besser unmenschlichen) Niveau bewegt wie die lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung, die mexikanische und die kubanische Revolution? Werden nicht alle diese gewaltbetonten Bewegungen von einer Art Idealismus getragen?

L. MOSCA: Es ist klar, dass Gewalt von oben, sei sie kolonial oder neokolonial, Gewalt von unten hervorruft. Ich als ängstlicher Humanist denke an die enorme Zahl von Opfern, welche der Kampf um die wirtschaftliche Befreiung Lateinamerikas gekostet hat und an dessen magere Resultate. In den 50er und 60er Jahren gab es eine Hoffnung. Aber meinem Innersten folgend, kann ich nicht umhin, Bilanz zu ziehen. Denken wir an Russland, Algerien, Rumänien und all die anderen Staaten. Natürlich gab es in all jenen Befreiungsbewegungen viel Idealismus, wie etwa in Kuba. Es wäre nur recht und billig, wenn dieser Idealismus heute Wirklichkeit wäre. Aber was ist die aktuelle wirtschaftliche Realität in diesen Ländern? Wie soll man Völkern, die Millionen von Opfern verloren haben, sagen, sie sollen ein weiteres Mal zu den Waffen greifen? Ich würde das nicht tun. Auf der anderen Seite muss man den Grund für den Zusammenbruch der Sozialsysteme des Ostblocks in jenen Ländern selbst suchen. Ist das alles nicht eine große Lehre für uns? Wäre es nicht besser, einen anderen Weg einzuschlagen? Gibt es nicht auch die Möglichkeit für das Bewusstsein des Planeten, zu begreifen, dass man diesem egoistischen System, in dem einige wenige immer mehr besitzen und der Rest so gut wie gar nichts, ein Ende setzen muss? Vergessen wir nicht, dass in Europa der demokratische, parlamentaische Sozialismus große Fortschritte erzielt hat. Natürlich hat auch dieser Sozialismus Fehler gemacht und seine Kritiker haben sich das zunutze gemacht. Ich bin kein erfolgreicher Politiker, ich beobachte nur die Realität und sehe, dass dort die Lösung für die tiefgreifendsten Probleme liegt. Aber man muss effizientere Kontrollmechanismen entwickeln. Die Korruption ist ein schweres Verbrechen. Das Geld des Volkes ist sein Schweiß. Ich glaube, der Mensch hat die Möglichkeit und die Mittel, es zu schaffen.
Was die Meinung des Psychiaters im Roman anlangt: Die Auffassung der Personen ist nicht prinzipiell die des Autors. Darin liegt ja der Reichtum des Schreibens. Angenommen, alle Figuren sprächen durch den Autor, dann wäre ein Roman ja der Monolog einer einzigen Person, die sich als literarische Figur verkleidet.

Ich bin der Überzeugung, der Politiker zweifelt nie an irgendetwas und der Intellektuelle zweifelt immer an allem. Ersterer möchte eine Idee durchsetzen und Letzterer achtet nur darauf, keine Fehler zu machen. Dies ist zwar nicht immer so und stellt keine Verpflichtung dar, aber es ist der Anfang gegenseitiger Verpflichtungen.


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